...ins unendliche
Vernissage
18. SEPTEMBER 2015
Ausstellungsdauer
19.9. bis 18.10. 2015
LAUDATIO
CELI BARBIER
Internationale Tanzkritikerin
Als Ergänzung zur Vernissage
werden Teile der Musik "TRÄUME"
des weltbekannten Komponisten WALTER HAUPT
einmalig präsentiert.
Vorgetragen in französischer Originalsprache
von CELI BARBIER
mit Auszügen "das trunkene Schiff"
von Arthur Rimbaud
Stadtteilkultur 2411 e.V.
im Kulturzentrum 2411
Blodigstrasse 4
Telefon 089/ 89 05 94 25
CEI BARBIER
Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Anwesenden,
Stellen Sie sich vor, ein Gott will eine Welt erschaffen, aber alles ist schon da,
existiert, lebt und fleucht, wirkt und waltet, wie wir es kennen.
ein Paradies mit allem drum und dran, Menschlein mit holden Gesichtern,
ein Baum der Erkenntnis und was es sonst noch alles gibt,
verheisst dazu noch Mauern ums Paradies, jenseits davon
grausige Szenen, Armut, Hass, Not.
Ja, was bleibt denn dem völlig überraschten Gott anderes übrig,
als sich auf seinen Thron zu setzen und die Welt gewähren zu lassen.
Es sei denn, er läßt einen Maler wie beispielsweise Max Matthes
vor seinem Antlitz erscheinen und wendet sich an ihn und sagt:
BITTE, MALE MIR EIN CHAOS !
Und auf des bescheidenen Malers Frage:
" Ja mein Gott, wohin soll das führen ?"
Tönt es vom Thron her:
INS UNENDLICHE !
WOHIN DENN SONST ?
ohne mich jetzt mit irgend einem Gott vergleichen zu wollen, möchte ich nur hinzufügen,
dass die Begegnung mit Max Matthes meine choreografischen Ideen intensiviert hat,
und nicht nur mich, auch andere Künstler, Tänzer und Choreographen, in dem Sinn
dass Vorurteile erkennbar werden wie das, dass der Tanz nur ein Röntgenbild
der Körperlichkeit wäre.
Im Gegenteil ist er sehr oft mit dem Sakralen und der Transzendenz verbunden, außerhalb
seines Platzes im Bereich des Materiellen in Form des Körpers.
Es gibt viele Beispiele in den Werken von John Neumeier, wie die "Passionen"
nach Matthias und Johannes, und ein großer Teil der Choreographien von Maurice Bejart,
der den Körper als Fahrzeug sah, als Boten der Verbindung zu den Göttern, dem Heiligen,
der Unendlichkeit.
Deshalb möchte Max Matthes seinen Bildern zumeist keinen Titel geben,
sie gehören in den Bereich des Zeitlosen.
Ein Name sagt etwas Konkretes aus, belässt es beim Namen und verhindert auf jeden Fall,
darüber hinaus, das Wesen der Dinge zu erfassen.
Ich möchte sogar behaupten, dass beim Betrachten eines gegenständlichen Werkes
etwas vergleichbares geschieht, insofern als die Form, also Gesichter, Körper, Landschaften
oft genauso den Kern der Dinge verschleiert.
Des übrigen bin ich davon überzeugt, dass die Faszination mit der wir mit einer tiefen Genugtuung
in ein brennendes Feuer schauen, oder am Ufer des Meeres die sich überschlagenden Wellen,
wie aus der Zeit gelöst, stundenlang beobachten können,
mit dem Betrachten und dem sich Auseinandersetzen
von abstrakter Malerei sehr viel gemein hat.
Es geht dabei möglicherweise um eine Notwendigkeit, die man mit "Einswerden",
Verinnerlichen, kurz der Suche nach sich selbst umschreiben könnte.
Wogegen ein konkretes Bild, durch seine Gegenständlichkeit den Blick auf die Oasen
des sich Erkennens, des sich Erlebens verschliesst. Was übrig bleibt sind Namen
und deren Schall und Rauch.
Und wie oft hat Cezanne LA MONTAGNE SAINTE-VICTOIRE gemalt,
und dabei, stets auf der Suche nach dem Wesen, dem Kern,
immer mehr die Form verlassen, bis der Berg bei Aix en Provence
praktisch zur Abstraktion wurde.
Wie gesagt, schon die Götter wussten, dass man Chaos braucht, um Welten zu schaffen!
Dabei kann eine einzige Farbe durchaus genügen, wie es Marcel Proust bei
seiner Beschreibung des Vermeer'schen Gemäldes der "Ansicht von Delft"
demonstriert, wenn er auf "le petit pan de mur jaune", "die kleine gelbe Wand"
zu sprechen kommt, von der er sagt, dass sie, aus dem Kontext gelöst, wie ein
kostbares (chinesisches) Kunstwerk erscheint, dessen Schönheit sich selbst genügt....
vielleicht auch deshalb, weil es den dualistischen Gedanken von Körper und Geist zerstört,
was der Zen-Meister folgendermassen kommentiert:
HIER STEHT KEINE MAUER, DIE DEIN WEITERGEHEN VERHINDERT,
HIER IST KEINE LEERE, DIE DIR FREIEN DURCHGANG GEWÄHRT.
WENN DEIN VERSTEHEN DIESEN PUNKT ERREICHT, ERLANGEN
GEIST UND KÖRPER IHRE URSPRÜNGLICHE SELBSTIDENTITÄT
ZURÜCK.
Wo wir gerade über Selbst-Identität sprechen, kommt mir die These
von Carl Gustav JUNG in den Sinn, derzufolge eine Inkarnation
sich nicht nach dem Tod eines Menschen, sondern zu Beginn
seines Lebens, bei seiner Zeugung ereignet, insofern als der neue Mensch
sämtliche, von seinen Vorfahren gemachten Erfahrungen, Ängste
Verzweiflungen Freuden, usw. als Erbgut auf seinen Lebensweg
mit bekommt.Dabei handelt es sich natürlich nicht um bildlich
ausgeprägte Geschehnisse, sondern um so etwas wie Kristall-
strukturen, in denen, verschlüsselt alle tiefgreifenden Ereignisse
der Vorfahren gespeichert sind und die logischerweise auch
Teil dieser SelbstIdentität sind.
Folgt man der These von Carl Gustav Jung, wäre es denkbar und vorstellbar,
so argumentiert einer meiner Freunde in Paris, Wolfgang Kleinertz,
dass gewisse Erlebnisse, oder Empfindungen jener, deren Erbgut wir
verschlüsselt in uns tragen, bei der Begegnung mit abstrakter Kunst
sich neu beleben, sich wieder zu Bildern fügen, in etwa so, wie eine
zufällige Bemerkung von Jemandem, in der Erinnerung des Anderen
ein Erlebnis wachrufen kann, indem es das Vergessene aus der ver-
schlüsselten Erstarrung befreit und es wieder ins Bewusstsein zurückruft.
In diesem Sinne wünsche ich jetzt ihrem Unterbewusstsein einen genüsslichen
Gang durch die Ausstellungsräume auf der Suche nach einem seelenverwandten Werk,
auf dass die in ihrem Inneren verborgenen Schätze mit emotionaler Wucht
wieder in das erweiternde Licht des Bewusstseins treten.
Als Ergänzung unserer Vernissage führen wir ihnen einen Klangraum zu
den Bildern von Max Matthes vor.
Dieser neue Klangraum wird gebildet durch das Werk "Träume"
des berühmten zeitgenössischen Komponisten Walter Haupt,
und Auszüge aus"das trunkene Schiff" von Arthur Rimbaud,
die von mir gesprochen wurden.
Da ist Farbe, Glanz, Bewegung, die ohne feste Begrenzungen sind.
Die Komposition erreicht eine Klangqualität, die der Tiefe, dem Fließen,
der Spiritualität und der Leuchtkraft der Bilder von
Max Matthes entspricht.
Celi Barbier
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JOCHEN MEISTER
Kunsthistoriker München
Kunstvermittlung
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
München
www.pinakotheken.de
www.meisterswerke.de
1.März 2012
Rathaus Hallbermoos
himmelsstufen...vom dunkel ins hell
In seiner aktuellen Ausstellung inszeniert Max Matthes seine Bilder in einer dem Raum angepassten Hängung über die drei Etagen des Rathauses Hallbergmoos.
Dunkel ist dabei eine farbliche Tendenz der Werke im Erdgeschoss, die über intensive Farberlebnisse in der ersten Etage zur heiteren, strahlenden Helligkeit führt, welche in der zweiten Etage Themen wie "Das Boot des Odyseus" oder eine "Tänzerin" zeigen.
Optimismus durchströmt die meisten Arbeiten, die in Acryltechnik in unterschiedlichen stilistischen Aneignungen, aber niemals ganz ohne Gegenstand entwickelt sind.Manchmal entstehen Wesen, die surrealen Fantasiewelten zu entstammen scheinen, immer jedoch ist eine expressive Leidenschaft zu spüren, die der Maler dem Wesentlichen der Farbe entgegenbringt.
KUNST IM RATHAUS
Theresienstrasse 76
85399 Hallbergmoos
Ausstellungsdauer
2.März - 26. April 2012
Martin Reichert
Spielbank Bad Füssing
14. Dezember 2012
Adventszeit- Weihnachtszeit!
Beginnen wir deshalb in einer Kirche !
In Rom. Also in Rom, auf dem Weg vom berühmten Trevi Brunnen, der Fontana di Trevi, zum Pantheon dem Tempel aller Götter, denen nicht ein eigener Tempel gewidmet war, passieren nach Querung der Via del Corso linkerhand die Kirche San Ignazio.
Sie gehört zu den eindrucksvollsten in Rom.
Sie ist die Kirche des Ignazius von Loyola, Gründer des Jesuiten - Ordens.
Warum führe ich Sie dorthin ?
Wenn Sie im Kirchenschiff stehen und zur Decke blicken, breitet sich über Ihnen ein grandioses Deckenfresko aus.
Es führt an die damals bekannten Enden der Welt, schildert das Leben und Wirken von Ignazius pracht-und wirkungsvoll farbig in Personen, Tieren, Gebäuden zum höchsten Lobe Gottes-ad majorem Gloria Dei, dem jesuitischen Wahlspruch.
Warum erzähle ich das ?
Der Maler Andreas Pozzo, selbst Pater des mit der Kirche verbundenen Klosters, spannt über den barocken Überschwang an Leibern Formen, Farben, Allegorien ein blaues Himmelszelt. Mehr! Er reißt die Gewölbedecke, die Hülle auf.
Er malt dergestalt, dass das Deckengewölbe geöffnet scheint, das Himmelsblau freiliegt, wahrhaftig ins weite ferne Transzendente führend, weg vom realen Sein in eine andere Dimension unbekannter, noch zu erforschender Gesetzmäßigkeiten.
Unser heutiger Künstler, Max Matthes, echter Münchner, dem die Spielbank Bad Füssing heute mäzenatisch die Bühne frei gibt, hat zum Schaffensschwerpunkt Abstraktion, Meditation und Transzendenz.
Das heißt, er versucht in seinen Werken der Schwerkraft jahrhunderte alter Kunstverfassung, ihren formelhaften Bedingungen zu entziehen.
Abstrahieren heißt "wegziehen" "wegreißen", also den Objekten die Haut, das Fell, die Pelle, die Hülle, die Verpackung abziehen. Womit befasst er sich folglich? Mit der Hülle? oder dem Kern?
Ich meine, es ist die Suche nach dem verborgenen Sinn darin, dem Sinn des Lebens, der jedem Wesen, jedem Ding innewohnt.
"Den Geist in der Materie finden, ihrem innersten Klang" wie es der große Neuerer Kandinsky formulierte.
Was wäre das Extrem dazu?
Nun, Kasimir Malewitsch schuf das "Schwarze Quadrat"!
Die monochrome Fläche.
Bedeutet sie Düsternis, Trauer, Tod, Weltall, Geheimnisse dahinter?
Dem einen bedeutet sie gar nichts, er lehnt das ab.
Der andere taucht ein.
Die schwarze Fläche wird Projektionsleinwand für ganz eigene Gedankenarbeit.
Führt Abstraktion zu regelloser Freiheit?
Selbst das Chaos bildet Regeln aus.
Wird Kunst zu Zufall. nur mehr Spiel ja, wie in diesem Haus.
Rot, Schwarz oder Zero beim Roulett.
Wo hält die Kugel an?
Hat der Zufall Regeln?
Die abstrakten Maler sind nicht regellos geblieben, haben wieder Schulen ausgebildet.
Konstruktivismus. Futurismus, Dada, Informel, Action Painting, um nur einige zu nennen.
Doch sie wollen nicht durch Perfektion und Schönheit der künstlerischen Empfindung sowie belehrenden Inhalt den Betrachter erstaunen, beeindrucken, sie suchen vielmehr das Echo im Betrachter.
Das Kunstwerk soll in den Betrachter eindringen, seine Gedankenwelt öffnen, dort ein ganz persönliches Bild entstehen lassen.
Das ist Eindringen in die Psyche des Individuums, ist Suche nach Begegnungen der Harmonie oder des Konflikts nach Symbolen, Zeichen, Signalen für Schicksale aus Glück oder Trauer.
Ich weiß, deshalb würde Max Matthes am liebsten auf Bild-Unterschriften verzichten.
Ich kenne das Gefühl, wenn ich selbst male.
Auch ich möchte den Titel häufig verschweigen.
Es geht mir darum zu beobachten,wie ein Betrachter reagiert, was das Werk auslöst, ob es ihn gleichgültig oder in ihm eigene Bilder entstehen lässt.
Es gab Ausstellungsbesucher, die mir erklärten, dass sie sich selbst im Bild wiedererkennen würden, nein, nicht als Abbild, sondern in der gedanklichen Symbolik.
Ist das Kunst? Was ist Kunst?
Ich meine: Kunstwerke sind Kunst, wenn sie Strahlen aussenden und im Betrachter Schwingungen auslösen.
Auch ein Hauch schöpferischen Goldstaubs sollte immer dran haften.
Darum geht es.
Ja, in der darstellenden Kunst verbinden sich Gedanken, Klänge, Freude wie Schmerz, Erlebnisse, Erinnerung, Beziehungen wie Gegesätze zu Assoziationen von Farben und Formen in Ausdruck, Vielfalt und Reichtum.
Kunst ist ewige Suche und Erneuerung.
Max Matthes malt uns Seelenzustände in bewegten Flächen.
Matthes ist lyrischer Maler
Seine Farbflächen sind komponiert aus Zeichen, Kürzeln sowie rätselhaften Symbolen, er legt sie übereinander, verschiebt sie, überlappt sie, verschleift sie, verwischt.
Das ist im gewissen Sinne Kalligraphie.
Seine Kalligraphie.
Er begann ja als Schriftenmaler.
Es könnten Klänge sein, oder Durchblicke in andere Räume, ins Unterbewusstsein, in die Ferne, in die Zukunft?
Max Matthes präsentiert uns Variationen seines 20 Jahre währenden künstlerischen Herausdrängens.
Schriftenmaler. Aha!
Ist das der Grund für seinen Weg in die Abstraktion?
Lettern. Schrift setzt sich aus Lettern zusammen. Sie bilden Worte. Der Buchstabe, das Wort selbst sind völlig abstrakt.
Sie werden erst lebendig wirksam, wenn eine Bedeutung zugeordnet wird, ein Bild hinterlegt wird.
Können Sie arabische Schrift, indische Schriften, chinesische lesen?
Ich nicht.
Nicht einmal Bilder erkenne ich darin, obwohl letztere eine Bilderschrift ist.
Gibt uns Max Matthes ebenfalls Rätsel auf?
Die Werke, die ich vorab gesehen habe, evozieren Geheimnis, Fliegen, Kräfte des Unsichtbaren.
Oder schaut der Künstler mit Röntgenblick in innere Strukturen?
Und welche Farben tun sich auf!
Darf ich mich wiederholen, es nochmals mit anderen Worten ausdrücken?
Erst übers Auge des Betrachters, über unser Auge, entsteht das Bild.
UNSER "wahres" Bild.
Ihr Nachbar sieht ein ganz anderes!
Wir als Betrachter werden sozusagen zum Mitschöpfer, falls wir uns nicht beschränken, das Werk nur passiv zur Kenntnis zu nehmen.
Sie sind jetzt meinem kleinen Gedankenspaziergang gefolgt.
Er führte vom Aufreißen des Himmels in San Ignazio zu Rom zum Wegreißen der Verpackung vom Realen, um vorzudringen zu den inneren Kräften der Materie, zu dem, was unsere Welt bewegt und sich so grausam komplex darstellt, dass auch der Weltuntergang vorausgesagt wird.
Ich aber wünsche Ihnen ein gnadenreiches Weihnachtsfest und ein gesegnetes zugleich spannendes Neues Jahr.
Ausstellungsdauer bis 30. Januar 2013